Im neuen Film von Matthias Glasner passiert „Sterben” auf vielen Ebenen!

„Sterben“ ist zum Schluss ein gefühlig-pathetisches Cellokonzert in einem Satz (Komponist Lorenz Dangel) und wird in der Berliner Scharoun-Philharmonie in kompletter Länge von sieben Minuten unter der Leitung von Tom Lunies alias Lars Eidinger von einem Projektorchester „uraufgeführt“. Es geht in dem neuen Film von Drehbuchbautor Matthias Glasner weniger um die Genese von Musik. Bedrückend sind die Geschichten mit den Eltern des Dirigenten, dem dementen Vater und der todkranken Mutter, dem suizidalen Komponistenfreund, die im Verlauf der drei Stunden – so lange dauert der Film – auch sterben. Auf der Berlinale ist „Sterben“ mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden. Am 25. April läuft er in unseren Kinos an. (Von Sabine Weber) Im neuen Film von Matthias Glasner passiert „Sterben” auf vielen Ebenen! weiterlesen

Schönbergs „Erwartung” und Ethel Smyth „Der Wald” in Wuppertal. Regisseur Manuel Schmitt gibt Auskunft!

Es ist Schönbergjahr! Im September jährt sich Arnold Schönbergs Geburtstag zum 150. Mal. Schon allein das ist ein Grund, seine Opern aufs Programm zu setzen. Die Oper Wuppertal kombiniert Schönbergs erstes Bühnenwerk, das atonal expressionistische Monodram „Erwartung“, mit Ethel Smyths hochromantischer Oper „Der Wald“. Dieser Einakter ist die erste Oper einer Frau, die an der Metropolitan Opera gespielt wurde und liegt seit letztem Jahr sogar auf CD vor. In Wuppertal wird die Deutsche Erstaufführung in der vollorchestrierten Fassung zu erleben sein. Am 7. April ist Premiere. Mir gegenüber sitzt Manuel Schmitt, er führt Regie, und die Bühnenbildnerin Julia Berndt. Für Klassikfavori fragt Sabine Weber. Schönbergs „Erwartung” und Ethel Smyth „Der Wald” in Wuppertal. Regisseur Manuel Schmitt gibt Auskunft! weiterlesen

Hunding mit Stierhorn und die Walküren mit Flüstertüte! Concerto Köln unter Nagano ist noch bis August auf Tournee!

(Titelfoto: Das Podium der Kölner Philharmonie ist gefüllt! Foto: Michael Graubner) Nach konzertanten Aufführungen an der Staatsoper in Prag und im Concertgebouw Amsterdam gastiert Concerto Köln unter Kent Nagano in der Kölner Philharmonie. Verstärkt durch das Dresdner Festspielorchester. Mit „Rheingold“ hatte Concerto Köln unter Nagano schon 2021 stürmischen Applaus entfesselt. Jetzt springt das Publikum sogar nach jedem „Walküren“-Aufzug aus den Sesseln. Im letzten Aufzug allerdings erst nach 10 Sekunden, so groß ist die Erschütterung. Wotan verstößt nach der emotional bis zum letzten aufgeladenen Auseinandersetzung Brünnhilde doch noch. Die seit 2018 angesagten „Wagner-Lesarten“ wirken. Das „sprechende Singen“ vor allem, das Wagners Diva Wilhelmine Schröder-Devrient, zu Wagners großer Freude, mitgeprägt haben soll! (Von Sabine Weber) Hunding mit Stierhorn und die Walküren mit Flüstertüte! Concerto Köln unter Nagano ist noch bis August auf Tournee! weiterlesen

„Jerusalem convertere“. Dunkelheitslesungen von Charpentier mit Julien Chauvin

Die Lesungen der Dunkelheit – „Leçons de Ténèbre“ – sind besonderes französisches Repertoire in der die Karwoche. Julien Chauvin und sein Ensemble Concerts de la Loge verwandeln mit Marc-Antoine Charpentiers Leçons für den Karmittwoch und Karfreitag das Kölner Philharmoniepodium in einen sakralen Raum. Das Nachtkonzert beginnt um 21 Uhr! (Von Sabine Weber)
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Die Accademia di Monaco glänzt mit jungem Counter Elmar Hauser

(Titelbild: Probenfoto mit Elmar Hauser. Foto: Cordula Treml) Im Kleinen Goldenen Saal der Stadt Augsburg begeistert Countertenor Elmar Hauser als Solist vor der Accademia di Monaco unter Joachim Tschiedel. In dem von der Deutschen Mozart-Gesellschaft und der Münchner Hasse-Gesellschaft veranstalteten Festkonzert am Samstagabend werden auch zwei Jubiläen gefeiert. Der 325. Geburtstag des Barockkomponisten Johann Adolf Hasse. Und der 10. Geburtstag der auf die historisch informierte Aufführungspraxis im 17. und 18. Jahrhundert spezialisierten Accademia di Monaco. Die Accademia kümmert sich auch um den Nachwuchs. Instrumentalstudenten spielen hier gemeinsam mit professionellen Musikern. (Von Jurij Kowol) Die Accademia di Monaco glänzt mit jungem Counter Elmar Hauser weiterlesen

Große Magiershow im Zirkusrund! – „Zoroastre“ in Münster mit Haute-Contre-Star David Tricou!

Rameaus Spätwerk „Zoroastre“ war schon 1749 in Paris ein sensationelles Bühnenspektakel, was Beleuchtung nebst Feuerwerk, Bühnenmaschinerie und Kostüme anging. Am Theater Münster verordnet Regisseur Georg Schütky den Kampf der Lichtgestalt Zoroastre gegen die Mächte der Unterwelt in eine umtriebige Zirkusarena. (Von Sabine Weber) Große Magiershow im Zirkusrund! – „Zoroastre“ in Münster mit Haute-Contre-Star David Tricou! weiterlesen

Zum Tode von Maurizio Pollini und Peter Eötvös

Nach dem Tod von Aribert Reimann hat die Welt der klassischen Musik nun zwei weitere Verluste zu beklagen.
Am Samstagabend nach dem Nachhausekommen konnte man schon die Nachrufe auf Maurizio Pollini im Radio hören. Auch hier in Köln war er häufig zu Gast. (Von Jukka Höhe)

Vor weniger als zehn Jahren noch ganz auf der Höhe seiner Kunst in der Kölner Philharmonie: Ein Soloabend, geprägt von der souveränen Beherrschung der Technik, die es ihm ermöglichte, sich ganz der Interpretationen des Werkes zu widmen.

Maurizio Pollini
Maurizio Pollini. Foto: Wikimedia Commons

Dies alles erschien so selbstverständlich, das man es an dem Abend gar nicht so wahr nahm: erst in der Erinnerung, der Distanz wird die Größe wahrnehmbar.

Pollini vermochte es, seine Zuhörer ganz in das Werk mit zu nehmen. So dass dieser Abend mit ihm in der großen, 2000 Zuhörer fassenden Philharmonie, ganz intim, wie ein Kammermusikabend erschien, gegeben für sich und einige wenige vertraute Freunde. Ein souveräner Abend.

Wenige Jahre später: erneut steht ein Abend mit Pollini an. Die erste Absage, das Konzert wird verschoben. Kurz vor dem Nachholtermin dann die zweite Absage, eine erneute Verschiebung. Auf unbestimmte Zeit. Schließlich wird das Konzert ganz abgesagt.

Dann ergibt sich doch noch die Möglichkeit, Pollini erneut in der Philharmonie zu erleben. Er spielt wie für sich allein, als gebe es nur ihn, seinen Flügel und die Musik. Seine vertraute Musik, die er so oft gespielt hat: Er spielt frei, und es scheint, als spielte er seine ganz persönlichen Variationen der Werke: ein berührender Abend. Und ein Abschied.

Am Sonntagabend dann die nächste Nachricht: Peter Eötvös ist nach langer Krankheit gestorben. Schon zur Premiere seiner letzten Oper Valuschka konnte er nicht mehr anreisen. Er der so sehr die Interpretationen seiner Werke durch andere Musiker schätzte, denn sie erschienen ihm – neben dem reichen Zuspruch des Publikums – wie ein Prüfstein für die Qualität des Werks. Er freute sich stets, den Blick seiner Kollegen, Ihre Sichtweise auf sein Werk, zu erleben.

Peter Eötvös im Gespräch
Peter Eötvös im Gespräch. Foto: Jukka Höhe

So war es kein Wunder, ihm auch bei der Premiere von Der Goldene Drache in Mönchengladbach zu begegnen.
Auf das Gespräch, dass sich bei dieser Gelegenheit mit dem großen Komponisten und feinen Menschen Peter Eötös ganz spontan ergab, möchten wir Sie, statt eines langen Nachrufes, hinweisen.

Glanz und Pracht in Lullys „Te Deum“ mit Les Epopées unter Stéphane Fuget

Jean-Baptiste Lully bedient in dieser geistlichen Musik nicht nur die große Opernklaviatur, sondern fügt Pauken und (sic) sieben Trompeten hinzu, um dem lateinischen Text des „Te Deums“ das Klangbild der Majestät zu verleihen. Stéphane Fuget und sein Ensemble Les Épopées, samt Chorverstärkung von Les Chantres und dem Kinderchor Les Pages am Centre de Musique Baroque de Versailles glänzen in ihrer „Collection des Grand Motets“ mit einer neuen Aufnahme. (Von Sabine Weber)

Label Centre de Musique de Barocke de Versailles. CVS117

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Wie sag’ ich’s Ihr? Joseph Bolognes „L’amant anonyme“ bekommt in Essen „Unerwartete Wendungen“!

„Schwarzer Mozart“ wurde Joseph Bologne de Saint-Georges seiner dunklen Hautfarbe wegen genannt. Sohn eines ausgedienten Musketiers und einer schwarzen Sklavin, konnte er den Geigenbogen ebenso brillant wie den Degen führen. Er hat in der französischen Nationalgarde die junge Republik verteidigt und wäre dennoch fast auf dem Schafott gelandet. Sechs Opern hat er komponiert. Eine, „L’amant anonyme“, ist komplett überliefert. Am Aalto in Essen wird diese „Comédie mêlée en deux actes“ wiederentdeckt und bekommt „Unerwartete Wendungen“: Neue Musik, ein „Seniorinnenquartett“, zwei Zuschauer, zwei „Spoken Word Artists“ und „Street-Dancers“! Es geht erstaunlich gut! (Von Sabine Weber)
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Der letzte große Komponist des 20. Jahrhunderts ist tot: Aribert Reimann

Aribert Reimann. Foto: Schott-Verlag

Der Komponist, Pianist und leidenschaftliche Liedbegleiter Aribert Reimann ist am 13. März im Alter von 88 Jahren in Berlin verstorben. Über siebzig Werke füllen seinen Katalog, Liederzyklen, Kammermusik, Orchesterwerke und neun Opern. Wie in klassikfavori-Kritiken dokumentiert, gehörte Aribert Reimann zu den Opernkomponisten, deren Werke es ins Repertoire der Häuser Europas geschafft haben. Das zeigen zuletzt die besprochenen Inszenierungen von Hilsdorf „Bernarda Albas Haus“ für Gelsenkirchen, Marthalers „Lear“ in München oder Kay Links „Medea“ am Aalto in Essen. Derzeit steht „Lear” in der Inszenierung von Joe Hill-Gibbins auf dem Spielplan der Staatsoper in Hannover. Während der Proben hat Reimann regen Anteil am Entstehen genommen und stand in direktem Kontakt mit Beteiligten. Am 21. März findet dort die letzte Aufführung „in memoriam” statt. Schon lange begleitet Klaus Kalchschmid Reimanns Opern. Für Klassikfavori hat er einen persönlichen Nachruf verfasst.
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